Weihnachtliches Miteinander
Im Wohn- und Quartierszentrum Weiterstadt kommen Jung und Alt zusammen. Zur Weihnachtszeit wird es hier besonders umtriebig – insbesondere, wenn sich die Jugendlichen des nahe gelegenen Jugendzentrums fürs Plätzchenbacken ankündigen!
In einer Ecke des Cafés im „WoQuaZ“ spielt eine Gruppe Senior*innen Karten. Ein älterer Herr hebt kurz den Kopf, atmet tief ein – und lächelt, als würde er sich an etwas erinnern. Vielleicht an früher, wenn zur Weihnachtszeit gebacken wurden. Denn was er riecht, ist der Duft nach selbstgemachten Butterplätzchen.

An einem langen Tisch in der anderen Ecke des Cafés sitzen zehn Jugendliche – bewaffnet mit Nudelholz, Ausstechern und Zuckerguss. Dass sie heute nicht im Jugendzentrum nebenan abhängen, ist für sie nichts Neues: Das „WoQuaZ“ – kurz für Wohn- und Quartierzentrum – und die Jugendförderung Weiterstadt planen immer wieder gemeinsame Aktionen, um Menschen und Generationen zusammenzubringen und das Verständnis füreinander zu stärken. Im Dezember übernehmen beide Einrichtungen beim nachbarschaftlichen Adventskalender ein „Fenster“. Das heißt, dass sie an je einem Tag die Menschen aus dem Viertel zu sich einladen. Dann gibt es alkoholfreien Punsch, Schmalzbrote – und selbstgebackene Plätzchen. Um diese kümmern sich die Jugendlichen heute. Eigentlich wollten auch ein paar Senior*innen aus dem Haus dabei sein, doch sie haben es nicht geschafft: die einen sind krank und die anderen zu schüchtern, um alleine mit dabei zu sein.



Florian knetet eifrig ein Stück Teig. Dann gibt er ihn weiter an Leon, der ihn flach ausrollt. Gemeinsam stechen sie Rentiere und Weihnachtsbäume aus und legen sie auf ein Blech mit Backpapier. „Wann dürfen wir malen?“, fragt Lena und spielt an ihrem Schal herum. „Na, wenn die Kekse fertig sind“, antwortet Mia, die mit beiden Händen schon in der Kiste mit den zuckrigen Verzierungen steckt und sich die Esspapierherzen sichert.
Eine ältere Dame gesellt sich zu den Jugendlichen. Neugierig blickt sie ihnen über die Schulter. „Möchten Sie mitmachen?“, fragt einer. Die Dame winkt ab. „Nein, dafür bin ich zu alt“, sagt sie. „Ich schaue aber gern ein bisschen zu.“ Sie setzt sich an den Tisch zu Angelika Seidler, die u.a. das „WoQuaZ“ koordiniert und gemeinsam mit Cristina Barresi von der Jugendförderung die Backaktion organisiert hat.
Über das "WoQuaZ"
- Das „WoQuaZ“ des Diakonischen Werks Darmstadt-Dieburg kombiniert intelligente Haustechnik, barrierefreies Wohnen, Demenz-WG und Tagespflege mit öffentlichem Café, Fitnesstudio, Physiotherapie und Multifunktionsräumen. Es ist Stützpunkt für die Kommunen des Westkreises.
- Es ist Teil des Bundesprogrammes Mehrgenerationenhaus und Impuls- und Ideengeber für andere Kommunen.
- Zum monatlichen Frühstück im offenen Café kommen Menschen aus dem ganzen Quartier. Es findet immer dienstags von 9 bis 11 Uhr statt.
- Der Arbeitskreis „Selbstbestimmt und sicher leben im Alter“ bietet für die Menschen im Quartier verschiedene Angebote: Beratungen vor Ort, per Telefon oder Mail, Informationen über alten- und pflegegerechte Wohnungsgestaltung, Informationen über AAL-Systeme (Altersgerechte Assistenzsysteme) und Informationen über lokale Unterstützungsangebote. Wir freuen uns, dass wir die Etablierung dieses Angebotes und die Arbeit des “WoQuaZ” mit 100.000 Euro unterstützen konnten.
22 Wohnungen gibt es im Wohn- und Quartierzentrum. Außerdem ist das „WoQuaZ“ Teil des Bundesprogrammes Mehrgenerationenhaus. „Ziel unserer Arbeit ist es, Generationen zu verbinden. Wir arbeiten sozialraumorientiert und möchten außerdem zu freiwilligem Engagement motivieren“, sagt Angelika Seidler. Sie organisiert zusätzlich den Freiwilligendienst, auch über das Quartierszentrum hinaus. „Soziale Erfahrung ist auch für Jugendliche wichtig“, ist sie überzeugt. „Deshalb möchte ich gern eine Kartei anlegen mit Freiwilligen, die zum Beispiel ältere Menschen begleiten.“ Die enge Zusammenarbeit mit der Jugendförderung liegt ihr daher auch sehr am Herzen.
Vorfreude ist die größte Freude
„Vorsicht, heiß!“, warnt Cristina Barresi, bevor sie das erste Blech, das aus dem Ofen kommt, auf den Tisch stellt. Mia kann es kaum abwarten, die Plätzchen zu verzieren. Sie hat sich bereits eine Schale Zuckerguss gesichert und rührt eifrig mit einem Pinsel darin herum. Neben ihr unterhalten sich die anderen über die Schule, über die Liebe („Hast du nicht einen Freund?“) und über die neuesten Videos bei YouTube. Dann fängt ein Mädchen an zu singen: „In der Weihnachtsbäckerei…“ – und der Rest stimmt kurz mit ein. Nach einer halben Strophe gehen die Gespräche dann aber wieder über in das, was die Jugendlichen im Alltag bewegt.

„Darf ich einen essen?“, fragt Fatty, die gerade ein Plätzchen mit Zuckerguss und –perlen versehen hat. Cristina Barresi lächelt und flüstert: „Du sitzt an der Quelle, es merkt bestimmt keiner…“ Und – schwupp! – steckt das Plätzchen schon im Mund. Auch Mia, die Fatty gegenübersitzt, nascht heimlich einen Keks. Auch der älteren Dame, die das Treiben beobachtet, bieten sie etwas an. Doch sie lehnt dankend ab: „Ich warte bis zum Adventsfenster.“
Nach und nach füllen sich die Tupperdosen mit bunten Leckereien. Am Ende schauen sich die Jugendlichen ihr Werk zufrieden an. „Ich komme auf jeden Fall auch zum Adventsfenster“, sagt Elenur und ihre Freundin nickt. Dort werden dann neben der älteren Dame auch die anderen Senior*innen aus dem „WoQuaZ“ wieder dabei sein und sich gemeinsam mit den Jugendlichen über die leckeren Plätzchen freuen.

Wann hast Du das letzte Mal Plätzchen gebacken und für wen?