Umgang mit Demenz: Ratgeber für Angehörige
Der Umgang mit Demenz stellt Angehörige vor viele neue Herausforderungen. Demenzerkrankte Menschen verlieren nicht nur im Krankheitsverlauf grundlegende Fähigkeiten und Erinnerungen, auch die Persönlichkeit kann sich ändern und herausforderndes Verhalten hervorrufen. Mit der Diagnose Demenz sind viele Angehörige überfordert. Es ist darum meist sinnvoll, professionelle Hilfe für Angehörige von demenzkranken Menschen in Anspruch zu nehmen, um mit den alltäglichen und psychischen Belastungen und Zukunftsängsten besser umgehen zu können.
Demenzkranke Eltern stellen für ihre erwachsenen Kinder oft eine besondere Herausforderung dar, da es zu einer Verschiebung der Rollen kommt und dadurch nicht selten hohes Konfliktpotenzial besteht. Auch wenn es schmerzhaft sein kann: Gründliche Recherche und Aufklärung über die verschiedenen Demenzformen und -stadien bereiten auf den Weg, der vor einem liegt, vor und hilft dabei, zu entscheiden, ob und wie lange die Pflege der Demenzerkrankten zu Hause stattfinden kann und wann ein Pflegeheim sinnvoll ist. Egal, wie demenzkranke Angehörige versorgt werden sollen: Einige Tipps zum Umgang mit Demenz sollte man kennen.
10 Tipps für Angehörige im Umgang mit Demenz
Es ist wichtig, Demenz als das anzusehen, was es ist: eine Krankheit. Es ist wichtig, einen Weg zu finden, die Erkrankung und ihre Auswirkungen zu akzeptieren und sich nicht für das Verhalten der demenzkranken Mutter, des Vaters oder Ehepartners zu schämen. Diese zehn Regeln im Umgang mit Demenz helfen dabei, ein gutes Verhältnis zu demenzerkrankten Angehörigen beizubehalten:
- Respekt bewahren: Manchmal erinnert das Verhalten von Menschen mit Demenz an das von kleinen Kindern. Es ist wichtig, sich stets in Erinnerung zu rufen, dass es sich um Erwachsene handelt, denen man stets mit Respekt auf Augenhöhe begegnen sollte.
- Zuneigung zeigen: Ein Lächeln, ein Lob, ein Witz, eine liebevolle Umarmung oder wertschätzende Berührungen: Demenzerkrankte nehmen diese Zuwendungen bis zuletzt wahr, auch wenn sie es vielleicht nicht mehr ausdrücken können.
- Selbstständigkeit fördern: Alles, was Demenzkranke allein oder mit Hilfestellungen bewältigen können, sollten sie auch tun. Wiederkehrende Tätigkeiten können länger beibehalten und abgerufen werden.
- Struktur und Routine: Ein fester Tagesablauf und wiederkehrende Termine in der Woche helfen Menschen mit Demenz dabei, sich zeitlich zu orientieren. Überraschungen und Spontanität bereiten vielen Demenzerkrankten Probleme.
- Körper und Geist beanspruchen: Aktivitäten, Spiele und Bewegung, bereiten Freude und können dem Fortschreiten der Krankheit sogar entgegenwirken.
- Erinnerungen wecken: Viele demenzkranke Menschen können sich gut an weit zurückliegende Geschehnisse, zum Beispiel aus ihrer Jugend und Kindheit, erinnern. Für Gespräche sind solche Themen besser geeignet als Gegenwärtiges.
- Eindeutige Worte, Sätze und Fragen: Kommunikation mit Demenzkranken erfordert etwas Geduld und Anpassung. Eine einfache, verständliche Wortwahl, kurze Sätze und Ja-Nein-Fragen sind dabei hilfreich. Offene W-Fragen (Warum, Wer, Wann, Wo) sollte man eher vermeiden. Demenzerkrankte sollten außerdem stets genug Zeit bekommen, das Gesagte zu verarbeiten und zu beantworten.
- Non-verbale Kommunikation: Körpersprache, eindeutige Gesichtsausdrücke, Gesten, Blickkontakt, Zeigen und Demonstrieren unterstützen das Verständnis und sind ein schöner Weg, um auch mit Menschen in Kontakt zu treten, die sich in einem späten Stadium der Demenz befinden.
- Soziale Kontakte: Treffen mit (alten) Freundinnen und Verwandten, kleine gemeinsame Ausflüge und Unternehmungen halten aktiv und fördern mentale sowie physische Fähigkeiten.
- Ruhe und Geduld: Demenz geht oft mit Frust einher. Sowohl für die Angehörigen als auch für die Erkrankten. Allen Situationen mit Ruhe, Geduld und Wohlwollen zu begegnen, hilft Betroffenen sowie der Familie – auch, wenn es oft schwerfallen kann.
Häufige Fehler im Umgang mit Demenzkranken
Im Umgang mit Demenz machen Angehörige oft Fehler. Das ist ganz normal, kann aber Irritationen verstärken und unangenehme Situationen hervorrufen. Diese häufigen Fehler lassen sich im Umgang mit Demenzkranken einfach vermeiden:
- Die Welt eines Menschen mit Demenz macht Sinn. Indem man auf Fehler hinweist, widerspricht oder korrigiert, bringt man die Demenzerkrankten in eine schwierige Situation, die sie nicht verstehen können. Man sollte stattdessen versuchen, die Aufmerksamkeit auf angenehme Themen und die aktuelle Aktivität zu lenken.
- Manchmal entwickeln demenziell erkrankte Personen Misstrauen oder Missgunst gegenüber nahestehenden Personen. Sich auf einen Streit einzulassen, führt aber nirgendwohin. Verständnis dafür aufzubringen und dieses auch zu formulieren, ist hier die bessere Lösung.
- Beschäftigung ist für Menschen mit Demenz extrem wichtig. Jedoch sollte man Überforderungen unbedingt vermeiden. Man sollte nicht auf eine bestimmte Tätigkeit bestehen und es stattdessen zu einem anderen Zeitpunkt nochmal versuchen.
Spiele und Beschäftigungen für demenzkranke Menschen
Auch Menschen mit Demenz langweilen sich. Viele Beschäftigungen, die ihnen früher Spaß gemacht haben, sind mit der Erkrankung nicht mehr oder eingeschränkt möglich. Außerdem haben Demenzerkrankte oft Probleme, sich selbst Aufgaben oder Aktivitäten zu überlegen. Darum ist es wichtig, ihnen konkrete Angebote zu machen. Dabei sollten das Stadium der Erkrankung und die damit einhergehenden Einschränkungen beachtet werden. Mögliche Beschäftigungen für demenzkranke Menschen sind zum Beispiel:
- Basteln und Malen
- Kochen und Backen
- Gartenarbeit
- Haustierpflege
- Musizieren und Singen
- Musik hören
- Tanzen
- Gesellschaftsspiele
- Spaziergänge
- Ausflüge, Café- und Restaurantbesuche
- Lesen und Vorlesen
In Pflegeheimen werden solche gemeinsamen Aktivitäten für Demenzkranke regelmäßig angeboten. Es gibt aber auch spezielle Demenz-Spiele und Tablet-Apps für zu Hause. In vielen Städten gibt es außerdem spezielle Demenz-Cafés, Theatergruppen und weitere Beschäftigungsangebote für Menschen mit Demenz. Die Deutsche Fernsehlotterie unterstützt diese Angebote durch die Förderung der Stiftung Deutsches Hilfswerk. Als “Demenz Partner” der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und Kooperationspartner der “Allianz für Menschen mit Demenz”, setzt die Soziallotterie außerdem ein Zeichen für Inklusion und solidarisches Miteinander. Mit dem Kauf eines Loses der Fernsehlotterie kann man einfach dabei helfen, diese Angebote weiter auszubauen und die Stigmatisierung von Demenzkranken zu bekämpfen.
Herausforderndes Verhalten bei Demenz: Umgang mit aggressiven Demenzkranken, Halluzinationen und Ängsten
Wutausbrüche, Aggressionen, Halluzinationen, Schreien und Angstzustände sind häufiges herausforderndes Verhalten bei Demenz. Für Angehörige ist es oft schwer zu begreifen, woher diese Reaktionen kommen, die so gar nicht zu der Person passen, die sie kennen. Eine Demenzerkrankung kann Persönlichkeitsveränderungen hervorrufen. Herausforderndes Verhalten ist aber oft auf die äußeren Umstände zurückzuführen. Die demenziell erkrankte Person spürt vielleicht Frust oder Angst, wenn sie merkt, dass die eigene Wahrnehmung nicht mit der Außenwahrnehmung übereinstimmt oder Menschen, die sie nicht erkennt, sie waschen, anziehen oder mitnehmen wollen.
Eine bewährte Strategie im Umgang mit herausforderndem Verhalten ist die Validation. Man sollte Empathie und Verständnis zeigen und dem aufgebrachten Gegenüber seine Gefühle aufdecken: “Das regt dich auf.”, “Das bereitet dir Kummer.”, “Darauf hast du keine Lust.”. Solche Feststellungen drücken Wertschätzung aus und helfen demenzkranken Menschen dabei, Vertrauen aufzubauen.
Manchmal lässt sich herausforderndes Verhalten nicht mehr aufhalten, dann heißt es, ruhig bleiben und den Fokus verschieben. Das gelingt mit diesen Tipps:
- Entspannt bleiben und Angriffe nicht persönlich nehmen, keine negativen Reaktionen liefern.
- Das Thema wechseln oder eine andere Beschäftigung anbieten.
- Zurechtweisungen, Gegenangriffe oder Diskussionen vermeiden
- Offene Fluchtwege im Auge behalten, falls die Aggressionen gefährliche Ausmaße annehmen.
- Den Raum kurz verlassen, wenn die Situation sich immer weiter zuspitzt.
- Unterstützung durch eine weitere Person holen, die der Demenzkranke kennt. Vielleicht ist die Reaktion auf diese Angehörigen besser.
Bei anhaltendem herausforderndem Verhalten: Hilfe bei einem Arzt, einer Ärztin oder einem Pflegedienst holen.
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