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„Gute Vernetzung zahlt sich aus!“

Maria Herrmann, Leiterin des Quartiersprojekts „Plan B“ in Bad Oldesloe, über den Alltag im Nicht-Alltäglichen, vernetzte Nachbarschaften und die Suche nach gezielter Hilfeleistung.

Deutsche Fernsehlotterie: Wie ist euer Projekt von der Corona-Pandemie betroffen und vor welchen Herausforderungen steht ihr aktuell?

Maria Herrmann: Wir sitzen mit unserem Quartiersbüro am Fuße zweier zwölfgeschossiger Hochhäuser aus den siebziger Jahren. Unser Ziel ist es, das Quartier für die Bewohnerinnen und Bewohner wieder zu einem Ort zu machen, in dem sie sich wohl fühlen und Versorgungsstrukturen vorfinden, die sie für den Verbleib in der gewohnten Umgebung – möglichst bis ans Lebensende – benötigen. Wir befördern Nachbarschaftshilfe und wirken Ausgrenzung und Vereinsamung entgegen, indem wir mit Aktionen wie „Wie schmeckt Heimat?“ neue Begegnungsmöglichkeiten schaffen. Dies ist derzeit natürlich nicht mehr möglich.

Eine Gruppe Menschen

Foto: Anwohnerinnen und Anwohner des Quartiers mit Maria Herrmann und Helferinnen im Dezember während der Aktion „Wie schmeckt Heimat?“

Deutsche Fernsehlotterie: (Wie) könnt ihr auf die aktuelle Situation reagieren?

Maria Herrmann: Erfreulich ist, dass wir unserer Beratungstätigkeit für die Menschen im Quartier – zum Beispiel in sozialen und bürokratischen Fragen – nun per Mail, WhatsApp oder telefonisch durchführen können. Wir tauschen uns außerdem regelmäßig im Team per Skype-Konferenz aus, sammeln Ideen und prüfen die Umsetzbarkeit. Wir sind im Bad Oldesloe sehr gut vernetzt, das zahlt sich nun umso mehr aus: Wir können die Bewohnerinnen und Bewohner über Hilfsangebote – und davon gibt es sehr viele – informieren. Aushänge dazu haben wir in zehn Sprachen in den Fenstern unseres Quartiersbüros platziert. Wir schauen aber auch genau hin: Wo fehlt es vielleicht noch an Hilfe? Die Zweigstelle der Tafel gegenüber vom „Hölk“, die von einigen Bewohnerinnen und Bewohnern regelmäßig besucht wurde, ist beispielsweise geschlossen. Hier sind wir im engen Austausch und versuchen Lösungen zu finden, diese Versorgungslücke zu schließen. Vor Ostern haben wir uns daran gemacht, 220 Ostereier-Grußkarten für die Hochhausbewohnerinnen und -bewohner zu basteln. Auch werden wir dank Spenden einige Ostertüten für die Familien hier packen können.

Deutsche Fernsehlotterie: Im Quartier leben viele ältere Menschen, die von Vereinsamung bedroht sind. Was kann jede und jeder ganz generell derzeit tun, um diesen Menschen zu helfen?

Maria Herrmann: Vereinsamung entgegenzuwirken, gestaltet sich auch für uns derzeit schwer. Das Problem im Quartier war schon immer, dass die Menschen sich oft nicht von selbst melden. Da waren wir bisher vor Ort sehr aktiv, die Menschen persönlich anzusprechen. Diese Möglichkeit bricht nun weg, wir sind aber weiterhin für sie da – telefonisch oder per Chat. Einem Herrn, der täglich bei uns im Quartiersbüro vorbeigeschaut hat, habe ich auch einen Brief geschrieben. Er hat mir auch prompt geantwortet, dass er sich darüber gefreut hat. Das hat mich sehr gerührt und zeigt, wie jeder ohne großen Aufwand einem anderen Menschen eine Freude machen kann – und ihn wissen lassen kann: Du bist nicht allein.

Die wichtige Arbeit, die Maria Herrmann und das gesamte Team des Quartiersbüros Plan Bfür die Nachbarschaft im Hölkleisten, unterstützen wir mit 199.000 Euro.

Wieder Farbe im tristen Grau

Zwei Hochhäuser zwischen Einfamilienhäusern bilden in Bad Oldesloe eine Sonderwelt. Das Projekt „Plan B“ will (auch nach der Corona-Krise) die Nachbarschaft mit verschiedenen Aktionen weiterhin bunt gestalten.

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