Ein Raum voll Kinderlachen
Neue Freundinnen kennenlernen, Inspirationen sammeln, Erziehungs-Tipps austauschen – und nebenbei toben die Kleinen miteinander: Auf den Familientreff in Eislingen freuen sich Kinder wie Mütter jede Woche.
Luis stürmt in seinen Rutschesocken an diesem Morgen als erster in den Gemeinderaum, seine Mama folgt ihm etwas gemächlicher. „Er drängelte heute früh schon und wollte endlich los“, sagt Bianca Schäfer mit einem Lächeln, während Luis Richtung Fenster marschiert. Er hat draußen Florian entdeckt und winkt. Kurz darauf begrüßen sich auch die beiden Mütter und drücken sich. Seit sie gemeinsam vor fast drei Jahren den Geburtsvorbereitungskurs und später den Babytreff besuchten, sind sie Freundinnen. Inzwischen kommen beide mit ihren Söhnen zwei Mal die Woche zum Familientreff ins Eislinger Gemeindehaus. „Uns würde etwas fehlen, wenn es den nicht gebe“, sagt Bianca Schäfer. „Hier haben wir mal Zeit zum Tratschen.“

Während die Mütter Schalen mit Erdbeeren und Brote auspacken, machen es sich die Jungs am großen Esstisch bequem. Zu ihnen gesellt sich Lyn. Die Eineinhalbjährige im bunten Ringelpulli und mit lila Spangen im Haar blickt etwas schüchtern in die Runde. Sie bleibt lieber erst mal bei Mama und kaut kleine Brotwürfel mit Aprikosenmarmelade. „Eigentlich stürmt sie sonst direkt an den Basteltisch“, wundert sich Lili Hermann etwas über ihre Tochter.
Als Erst-Mama kann ich mich hier super mit erfahreneren Müttern austauschen. Das hilft!
Nova, eineinhalb Jahre alt, sitzt schon am Basteltisch und hantiert mit einigen Papierschnipseln. Seit etwa drei Wochen habe die Kleine „Hummeln im Po“, verrät Mama Tanja Weihler. Seitdem seien sie bei dem Treff regelmäßig dabei. Hier könne ihre Tochter mit anderen Kindern spielen und sich austoben. „Und ich als Erst-Mama kann mich super mit erfahreneren Müttern austauschen“, sagt sie. Vor allem über die Bastelideen freut sie sich. „Davor habe ich mir Inspiration im Internet holen müssen.“ Überhaupt habe der Spruch mit dem geteilten Leid schon etwas Wahres. „Wenn man sieht, den anderen Müttern geht es in vielen Dingen ähnlich, dann hilft das schon“, sagt sie.



So wie Tanja Weihler verschlägt es immer wieder neue Gesichter in diese Runde, erzählt Leiterin Stephanie Olbort, die seit Oktober letzten Jahres das Angebot betreut. Gerade kocht sie für die Mütter frischen Kaffee und Teewasser. Die Sozialpädagogin genießt ihre Arbeit. „Ich mache das gern, weil jede Woche anders ist“, sagt sie. Auch sie nutzte damals mit ihrer inzwischen 13-jährigen Tochter Mutter-Kind-Gruppen. Nur waren diese im Gegensatz zum hiesigen Familientreff nicht umsonst. Anders als zu ihrer Zeit gingen die Mütter heute auch wieder früher zurück an ihren Arbeitsplatz, erzählt sie. Dafür nehmen sich die Frauen viel bewusster Zeit für ihr Kind. „Aber die Themen, die den Müttern unter den Nägeln brennen, sind heute die gleichen wie früher“, sagt sie und lacht. „Schlaf und Ernährung!“

Der Familientreff soll alle Eltern in der Stadt ansprechen, egal ob sie sozial schwächer gestellt oder Akademiker sind, Migrations- oder Fluchthintergrund haben. Schon an der Tür zum Gemeindehaus klebt ein auffälliges Plakat und begrüßt in gleich mehreren Sprachen. „Zum letzten Treff kam eine syrische Mutter mit ihrem Kind, das hat uns gefreut“, erzählt Stephanie Olbort. Männer lassen sich hier aber selten blicken. Nur an einen Opa erinnern sich die Mütter, der sein Enkelkind regelmäßig in das Gemeindehaus begleitete, während die Eltern arbeiteten.
Info
- Der Familientreff findet montags und mittwochs von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr statt – seit Januar im frisch sanierten und barrierefreien Gartengeschoss des Evangelischen Gemeindhaus Christuskirche. Die Umbauarbeiten wurden von der Deutschen Fernsehlotterie mit rund 91.000 Euro gefördert.
- Neben dem Bücherwichteln gibt es auch einmal im Monat eine offene Hebammensprechstunde für spezielle Fragen zur Schwangerschaft, zum Stillen oder Ernährung des Kindes. Alle Angebote sind ohne Anmeldung und kostenfrei.
Inzwischen ist der Raum proppenvoll mit Kindern, etwa 15 sind heute zum Familientreff gekommen. Bauklötze, Holztiere und kleine Lastwagen liegen verstreut auf dem Fußboden. Hin und wieder fließen Tränen, weil ein Kind über ein Spielzeug oder über die Schaumstofftreppen stolpert. An den Händen ihrer Mamas aber meistern die Kleinen den Parcours aus Polsterelementen ganz leicht. So lassen sich nebenbei spielerisch auch die motorische Fertigkeiten trainieren.

Noch vor einigen Wochen wäre das vom Platzangebot gar nicht möglich gewesen. Vor der Modernisierung des Gartengeschosses teilte eine Wand den Raum in zwei kleine Zimmer, so dass der Familientreff einen Stock höher im großen Saal stattfinden musste. Dort aber machte den Familien die schlechte Akustik zu schaffen und Stephanie Olbort musste jedes Mal aufs Neue die vielen Spielgeräte mühevoll nach oben tragen. Seit dem Umbau genießen die Familien ein Gartengeschoss mit viel Platz, mehr Licht, einem Foyer mit Küchentheke und einen barrierefreien Zugang.
Die Themen, die den Müttern unter den Nägel brennen, sind heute die gleichen wie früher: Schlaf und Ernährung!
Der stufenlose Eingang lag Pfarrer Frieder Dehlinger am Herzen. Die 20.000-Einwohner-Stadt zieht so viele Familien an, dass sogar neue Kindergärten gebaut werden müssen. Aber die ältere Bevölkerung soll dabei nicht zu kurz kommen. Und die Senioren nehmen die Angebote auch gerne an. Neben dem Seniorenfrühstück, dem Gedächtnistraining, einem Gymnastik- und Spieletreff boomt vor allem das „Singen mit und ohne Demenz“. Bis zu 50 Senioren kommen dazu in den großen Saal. „Da ist richtig Stimmung“, erzählt Dehlinger. Für die Zukunft hat er aber einen Wunsch noch offen: den generationenübergreifenden Mittagstisch, an dem alle zusammenkommen. Wenn er davon spricht graben sich tiefe Fältchen um seine Augen, die sein ohnehin freundliches Gesicht noch zufriedener wirken lassen.

Der Familientreff schreibt schon seine eigene Erfolgsgeschichte. Für Nicole Auer und ihren Sohn Mika ist er wie ein zweites Wohnzimmer. „Mein Sohn war gerade fünf Tage alt, da war er schon mit dabei, damals noch als Begleitung seiner älteren Schwester“, erzählt sie. Mia geht inzwischen in den Kindergarten. Seitdem weiß Nicole Auer, dass der Familientreff die beste Vorbereitung darauf ist. „Sie brauchte eigentlich kaum Eingewöhnungszeit“, sagte sie.



Zum Abschluss des Morgens bilden die Mütter einen Singkreis. Sie tragen ihre Kleinen auf dem Arm oder halten sie an den Händen und laufen zur Musik einige Runden, bis auch die letzten Kinder müde sind. Dann kehrt langsam Ruhe in die Räume des Gemeindezentrums ein – bis Luis und seine Freunde sie beim nächsten Familientreff in wenigen Tagen wieder mit Kinderlachen füllen.
1 Kommentar
Kinderlachen Die Welt ist schön, wenn Kinder lachen, es kann uns wirklich Freude machen, das Leuchten in den Augen der Kinder, ist Labsal für unsere Seele nicht minder, ohne Kinder ist die Welt nur die Hälfte wert, und wer das Leben der Kinder nicht ehrt, sündigt sich an der Menschheit Leben, Kinder sind für uns alle ein Segen, drum freue dich über ein Kinderlachen, es wird dir recht viel Freude machen. © Friedhelm Schroer FsW 12. Juli 2016
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