Barrierefrei wohnen, leben & reisen
Barrierefrei wohnen und leben ist in Deutschland noch nicht wirklich möglich. Nur 2,4 Prozent des Wohnungsbestands in Deutschland erfüllen alle erfragten Merkmale des Barrierenabbaus, das belegt eine Studie des Statistik-Portals Statista. Bei Wohnungen ab dem Baujahr 2011 und später stellt sich die Situation etwas besser dar: Hier waren es rund 18 Prozent aller Wohnungen, die alle Kriterien der Barrierenreduktion erfüllten.
Auch im Bereich des Personennahverkehrs besteht weiter Handlungsbedarf: Bereits im Herbst 2012 hatte der deutsche Gesetzgeber das Ziel festgelegt, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ab dem 1. Januar 2022 vollständig barrierefrei ist. Laut Statista sind im Juli 2020 aber nur rund 78 Prozent der Bahnhöfe in Deutschland barrierefrei. Außerdem fehlt bei 43 Prozent der Bahnhöfe ein Leitsystem für Sehbehinderte.
Seit 2019 existiert die EU-Richtlinie über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen, bekannt als „European Accessibility Act (EAA)“. Sie gilt in allen Mitgliedsländern ab dem 28. Juli 2025. Die Richtlinie soll das Funktionieren des Binnenmarktes für barrierefreie Produkte und Dienstleistungen verbessern, indem sie die durch unterschiedliche Vorschriften in den Mitgliedstaaten entstandenen Hindernisse beseitigt.
Die Deutsche Fernsehlotterie engagiert sich über die Stiftung Deutsches Hilfswerk für barrierefreies Leben und Wohnen und klärt hier über den Begriff barrierefrei auf, über barrierefreies Wohnen, Leben und Reisen auf, über barrierefreies Internet und behindertengerechte Hotels oder Ferienwohnungen.
- Was bedeutet barrierefrei?
- Was ist barrierefreies Wohnen?
- Wie reise ich barrierefrei?
- Wo gibt es behindertengerechte Hotels und Ferienwohnungen?
- Wie funktioniert barrierefreies Internet?
- Soziallotterie Fernsehlotterie: Barrierefreiheit fördern
Was bedeutet barrierefrei?
Die meisten Menschen verstehen unter „barrierefrei“ nur die Abwesenheit von Hindernissen, die es einem unmöglich machen, an einen bestimmten Ort zu gelangen. Im Behindertengleichstellungsgesetz definiert der Paragraph 4 Barrierefreiheit so:
„Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.“
Barrierefreiheit zielt darauf ab, Hindernisse zu beseitigen und sicherzustellen, dass Menschen mit körperlichen, sensorischen, kognitiven oder anderen Beeinträchtigungen volle Teilhabe und Selbstständigkeit in der Gesellschaft haben. Die Barrierefreiheit ist aber nicht nur wichtig, um den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen gerecht zu werden, die gesamte Gesellschaft profitiert davon. Was für einen Rollator zugänglich gemacht wird, ist dann auch mit einem Kinderwagen einfacher zu erreichen. Barrierefreiheit fördert die soziale Inklusion und die Chancengleichheit für alle Menschen.
Das ist jedenfalls die Theorie, aber wie ist es mit der Praxis?
Barrierefrei wohnen: stufenlos, Fahrstuhl und breite Türen – so sollte es sein
Wie die Statistik sagt, ist der Bestand an barrierefreiem Wohnraum minimal, auch wenn die Neubautätigkeit verstärkt darauf Rücksicht nimmt. Bestandsbauten sind der Großteil der Wohnflächen in Deutschland und einen Altbau barrierefrei zu machen ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Was wäre die optimale barrierefreie Wohnung?
Hier sind einige wichtige Faktoren:
- Stufenloser Zugang: Eine barrierefreie Wohnung oder ein barrierefreies Haus sollte über einen stufenlosen Zugang verfügen, entweder durch eine ebenerdige Eingangstür oder eine Rampe. Dadurch wird Rollstuhlfahrer:innen oder Personen mit Gehbehinderungen der Zugang erleichtert.
- Breite Türen und Flure: Die Türen sollten breit genug sein, um Rollstühle durchzulassen. Auch die Flure sollten ausreichend breit sein, um eine leichte Bewegung im Rollstuhl zu ermöglichen.
- Fahrstuhl oder Aufzug: Wenn sich die Wohnung in einer oberen Etage in einem Mehrfamilienhaus befindet, ist ein Fahrstuhl oder Aufzug von Vorteil, um alle Etagen barrierefrei erreichen zu können.
- Türschwellen und Bodenbeläge: Türschwellen sollten flach sein, um Stolperfallen zu vermeiden. Die Bodenbeläge sollten rutschfest sein, um das Risiko von Stürzen zu minimieren.
- Barrierefreies Badezimmer: Das Badezimmer sollte so gestaltet sein, dass es für Personen mit Mobilitätseinschränkungen zugänglich ist. Dazu gehören beispielsweise eine bodengleiche Dusche mit Haltegriffen, ein höhenverstellbares Waschbecken und ausreichend Platz für die Bewegung im Rollstuhl.
- Küchendesign: Die Küche einer rollstuhlgerechten Wohnung sollte für Personen mit eingeschränkter Mobilität leicht zugänglich sein. Niedrige Arbeitsplatten, ausziehbare Schränke und gut erreichbare Geräte können helfen, die Nutzung zu erleichtern.
- Handläufe und Haltegriffe: Die Anbringung von Handläufen und Haltegriffen in Fluren, Badezimmern und Treppenbereichen kann die Sicherheit und Mobilität verbessern.
- Beleuchtung und Kontraste: Eine gute Beleuchtung, insbesondere in Fluren, Treppen und Eingangsbereichen, ist wichtig, um Hindernisse zu erkennen. Kontraste zwischen Wänden, Böden und Möbeln erleichtern ebenfalls die Orientierung.
- Kommunikationstechnologie: Technologische Hilfsmittel wie Türklingel- oder Alarmanlagensysteme, die auch für Personen mit Hör- oder Sehbehinderungen geeignet sind, können eine optimale Wohnsituation schaffen.
Barrierefreie Wohnung in der Nähe
Eine barrierefreie Wohnung in der Nähe zu finden, ist aktuell so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn. Drei Millionen Haushalte benötigen laut einer Schätzung der KFW barrierearmen Wohnraum – Tendenz steigend:„Die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre kommen ins Rentenalter. Deshalb wird in den nächsten 10–15 Jahren die Zahl der Senioren rapide zunehmen: von ca. 18 Mio. über 64-Jährigen auf ca. 23 Mio. im Jahr 2035.“ Im Jahr 2020 gab es aber nur 560.000 altersgerechte Wohnungen in Deutschland.
Barrierefrei reisen: da ist was in Bewegung
Die zum 1. Januar 2013 in Kraft getretene Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) enthielt neue Regelungen zur Barrierefreiheit: Für die Schaffung eines barrierefreien Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) hat der Gesetzgeber die Aufgabenträger verpflichtet, schon bis 2022 die Barrierefreiheit auf den gesamten ÖPNV in Deutschland auszudehnen. Für die barrierefreie Planung, Ausführung und Ausstattung von öffentlichen Verkehrsanlagen wurde die DIN 18040-3 geschaffen, die den Ländern, Städten und Gemeinden eine einheitliche Vorlage gibt. Um es kurz zu machen: Das Ziel wurde verfehlt, aber der Weg ist bereits zu einem guten Teil zurückgelegt. Bei Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen hat sich viel getan, aber die Haltestationen sind speziell bei Bussen oft noch nicht barrierefrei gestaltet und daher für viele Menschen mit Beeinträchtigungen nicht nutzbar.
Wie sieht das Ziel aus? Der Zugang zu barrierefreien Verkehrsmitteln wie Zügen, Bussen, Straßenbahnen und Flugzeugen sollte über Rampen, Aufzüge oder Rollstuhllifte verfügen, um einen einfachen Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Zusätzliche Dienstleistungen wie barrierefreie Transfers vom Flughafen oder Bahnhof zum Hotel, Unterstützung bei der Gepäckbeförderung oder Hilfe bei der Orientierung vor Ort sind ebenfalls wichtig.
Behindertengerechte Ferienwohnung & barrierefreie Hotels
Anders als bei Wohnungen sind barrierefreie Urlaubsimmobilien relativ einfach im Internet zu finden. Viele Reiseportale haben das Kriterium der Barrierefreiheit in ihre Suche integriert, und auch spezialisierte Reiseveranstalter findet man im Netz. Aber aufgepasst: Einige Hotels können umfassendere barrierefreie Einrichtungen und Dienstleistungen anbieten als andere. Vor der Buchung eines Hotels ist es ratsam, die Verfügbarkeit von barrierefreien Einrichtungen zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie die individuellen spezifischen Bedürfnisse erfüllen. Das gilt auch für barrierefreie Ferienwohnungen. Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen sollten natürlich vor allem über barrierefreie Zimmer verfügen. Das beinhaltet unter anderem breite Türen, rollstuhlgerechte Badezimmer mit Haltegriffen, ebenerdige Duschen und ausreichend Platz für die Bewegung im Rollstuhl. Wenn das Hotel über mehrere Etagen verfügt, ist ein Aufzug erforderlich, der für Rollstuhlfahrer:innen zugänglich ist. Der Aufzug sollte ausreichend groß sein, um Platz für Rollstühle oder andere Mobilitätshilfen zu bieten. Öffentliche Bereiche des Hotels wie die Lobby, Restaurants, Tagungsräume und Fitnessräume sollten ebenfalls barrierefrei zugänglich sein. Das bedeutet, dass Rampen vorhanden sein sollten, um Treppen zu umgehen, und dass ausreichend Platz für die Bewegung im Rollstuhl vorhanden ist. Das Hotelpersonal sollte über die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen informiert und sensibilisiert sein. Sie sollten in der Lage sein, angemessen auf Anfragen und Bedürfnisse einzugehen und gegebenenfalls Unterstützung anzubieten. Sind diese Kriterien erfüllt, steht einem Urlaub im Rollstuhl nichts im Weg.
Barrierefreies Internet: Teilhabe an digitalen Inhalten
Die Umsetzung von barrierefreiem Internet ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ist ein deutsches Gesetz, das darauf abzielt, die Barrierefreiheit in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens zu stärken, auch im Internet. Es wurde am 19. Mai 2021 verabschiedet und trat am 1. Januar 2023 in Kraft. Das Gesetz basiert auf der Umsetzung der Europäischen Barrierefreiheitsrichtlinie (EU) 2019/882. Es ermöglicht Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilhabe an digitalen Inhalten, Dienstleistungen und Informationen und fördert eine inklusive Gesellschaft.
Barrierefreies Internet bezieht sich vor allem auf die Gestaltung von Websites und digitalen Inhalten, die für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Behinderungen zugänglich sind.
- Sehbehinderung: Websites sollten so gestaltet sein, dass sie von Menschen mit Sehbehinderungen genutzt werden können, die sich die Texte oft von einem Bildschirmvorleser vorlesen lassen. Das beinhaltet die Verwendung von alternativem Text für Bilder, damit ein:e Bildschirmleser:in sie vorlesen kann, und die Bereitstellung von klaren und gut lesbaren Texten mit angemessener Schriftgröße und Farbkontrasten.
- Hörbehinderung: Die Bereitstellung von Untertiteln für Videos und Transkriptionen für Audioinhalte ermöglicht es Menschen mit Hörbehinderungen, den Inhalt zu verstehen. Die Verwendung von Gebärdensprachvideos kann ebenfalls eine barrierefreie Kommunikation ermöglichen. Eine klare und konsistente Navigation auf der Website ist entscheidend, um eine einfache Orientierung und Bedienung zu gewährleisten.
- Motorische Einschränkung: Die Verwendung von Tastatursteuerung und die Vermeidung von ausschließlich mausgesteuerten Interaktionen ermöglichen Menschen mit motorischen Einschränkungen den Zugriff.
- Kognitive Beeinträchtigung: Die Sprache und Struktur der Inhalte sollte einfach und verständlich sein, um Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen den Zugang zu erleichtern. Das Vermeiden von komplexen Fachbegriffen und die Verwendung von klaren Anweisungen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen können helfen.
Die Einhaltung von internationalen Standards und Richtlinien wie den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) stellt sicher, dass Websites barrierefrei gestaltet sind. Diese Richtlinien geben spezifische Anforderungen und Empfehlungen für die Zugänglichkeit von Websites.
Barrierefreiheit fördern: Die Deutsche Fernsehlotterie hilft
Die Deutsche Fernsehlotterie ist eine Soziallotterie und daher gesetzlich verpflichtet, wenigstens 30 % der Einnahmen in soziale Projekte zu investieren. Durch die Stiftung Deutsches Hilfswerk werden diese Einnahmen an Organisationen weitergegeben, die sich auf viele verschiedene Arten für eine barrierefreie Umwelt engagieren. Wenn Sie ein Fernsehlotterie LOS kaufen, unterstützt du unsere Projekte für mehr Barrierefreiheit, wie das barrierefreie Familienzentrum in Weißwasser für junge Eltern oder das Wohn-Quartier in Bielefeld mit barrierefreien Wohnungen mit Versorgungssicherheit für Senioren. Und: Du kannst damit auch ganz nebenbei Millionär:in werden.
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