Lesen und lesen lassen: Wie Bücher Menschen verbinden
Mit Geschichten lässt sich viel bewegen! Wir stellen sieben inspirierende (Vor-)Lese-Projekte mit gesellschaftlichem Impact vor.
Mit Geschichten lässt sich viel bewegen: Bücher- und Lesetreffs schaffen Raum für mehr Miteinander und Gemeinschaft – und können insbesondere für ältere, alleinlebende Menschen eine Möglichkeit sein, der Einsamkeit zu entfliehen. Vorleseaktionen verbinden Generationen und führen Kinder in die Welt der Bücher ein, wecken Neugierde und schaffen bessere Zukunftschancen. Gemeinsames Lesen hilft Kindern Sprachkompetenz aufzubauen, aber auch allen anderen Menschen, die darin Unterstützung brauchen. Wir stellen sieben inspirierende Projekte rund um das Thema Lesen vor.
Inhaltsverzeichnis
1) Eine Bücherei für die Nachbarschaft
2) Lesecafé: Gesellschaftliche Teilhabe stärken
3) Geschichten gegen Einsamkeit
4) Mit Büchern Generationen verbinden
5) Lesestunde für mehr Miteinander
7) Begegnungsort Antiquariat: Schmökern und Schnacken
Mehr über unsere Themenwoche: Wie Lesen das Miteinander stärkt
Eine Bücherei für die Nachbarschaft
Glattbach, Bayern
Ein „zweites Wohnzimmer“ für die Menschen in der Nachbarschaft – das möchte das Roncalli-Zentrum in Glattbach, Bayern, mit seiner Begegnungsstätte schaffen. Und was darf dabei nicht fehlen? Eine gute Auswahl an Büchern natürlich! „Im Projekt Roncalli Zentrum gibt es viele Angebote für Jung und Alt sowie für alle Bevölkerungsgruppen“, sagt Christine Herrmann. „Hier passt unsere Bücherei optimal dazu.“

Die Katholische öffentliche Bücherei St. Marien wurde bereits 1958 gegründet und arbeitet eng mit der Gemeinde und den örtlichen Vereinen zusammen, um mit ihrem Angebot von gut 4.000 Medien – darunter vor allem Romane und Kinderbücher – möglichst viele Menschen zu erreichen. „Wir haben viele Besucherinnen und Besucher, die noch ein richtiges Buch in der Hand halten möchten“, sagt Christine Herrmann, die die Bücherei leitet. „Sie ist ein Treffpunkt für alle Menschen im Viertel, und somit profitieren alle davon – vor allem von den neuen, hellen Räumlichkeiten, die wir nach dem Umbau beziehen konnten.“ Vor drei Jahren unterstützen wir das Roncalli-Zentrum mit einer Förderung von 300.000 Euro darin, die Begegnungsstätte mit ihren vielfältigen Angeboten um- und auszubauen. So konnte die Vision vom „zweiten Wohnzimmer“ Realität werden. Seitdem kommen Menschen aller Generationen vorbei, um zu brunchen, zu spielen – oder eben auch zu lesen.
„Unsere Aufgabe sehen wir besonders darin, schon die Kleinsten zu dem Medium Buch hinzuführen“, sagt Büchereileiterin Herrmann. Damit trägt die Begegnungsstätte einen wichtigen Teil zur Förderung der Lesekompetenz bei – und zu mehr Miteinander und gesellschaftlicher Teilhabe. Wieso dies schon bei den ganz Kleinen anfängt und welche bedeutende Rolle das Lesen dabei spielt, erklärt Dr. Jörg F. Maas von der Stiftung Lesen in diesem Interview.
So ist die Bücherei auch ein liebgewonnener Ort für die Kinder der Glattbacher Grundschule, die hier regelmäßig zu Klassenführungen und zum Entleihen vorbeikommt. „Außerdem kommen unsere zwei Kindergärten zum Vorlesen“, so Herrmann. Ein wichtiger Nebeneffekt: Solche Tage sind nicht nur für die Kinder ein großer Spaß, sondern auch für die Vorlesenden – denn über Geschichten, neugieriges Nachfragen und anschließende Gespräche werden hier auch Generationen verbunden.
„Vorlesen gehört in unserer Familie einfach dazu“, berichtet ein Vater, der die Bücherei mit seinen Kindern gern besucht. „Es ist eine beliebte Beschäftigung für die Kinder. Mit den Geschichten lassen sie sich in neue Welten mitnehmen und neues Wissen vermitteln.“ Dass die Kinder eine Verbindung zur Geschichte herstellen lernen, helfe dann auch immer wieder in Alltagssituationen. Auch ein weiterer Besucher des Begegnungszentrums freut sich über das Angebot der Bücherei: „Wenn meine vierjährige Enkelin zu uns kommt, muss als allererstes ein Buch vorgelesen“, berichtet er, während er sich mit neuem Lesestoff auf den nächsten Familienbesuch vorbereitet.
Lesecafé: Gesellschaftliche Teilhabe stärken
Husum, Schleswig-Holstein
Mit einem Projekt zur Förderung der Lese- und Schreibekompetenz möchte das Mehrgenerationenhaus in Husum, in dem auch die von uns 2020 mit rund 87.000 Euro geförderte Quartiersentwicklung angesiedelt ist, einen neuen Akzent im Angebot für die Nachbarschaft setzen. „Die Teilnahme an Veranstaltungen zur Weiterentwicklung des Quartiers war in der Vergangenheit eher bürgerlich und/oder akademisch besetzt. Dies spiegelt für uns das Quartier allein aber nicht wider“, erklärt Heike Bayer, Geschäftsbereichsleitung Bildung & Begegnung für alle Generationen. „Wir haben also die Chance genutzt, hier ein unterstützendes und motivierendes Angebot anzudocken.“ So werde unter anderem die Scham darüber, dass man beim Lesen und Schreiben nicht mithalten kann, minimiert.
Im Lesecafé werden Menschen angesprochen, die Unterstützung beim Textverständnis brauchen. Es wird z.B. gemeinsam Zeitung gelesen und sich anschließend darüber ausgetauscht. Viele der Teilnehmenden kommen aus dem Bereich „Deutsch als Fremdsprache“. „Um die Menschen zu erreichen, nutzen wir auch den Kontakt in die Community über die Fachstelle Migration“, so Bayer.
Es wird in einer freien Demokratie erwartet, dass sich die Bürgerinnen und Bürger auch selbst kümmern und sich informieren und dies ist auch Teil der demokratischen Grundbildung. Sobald das Textverständnis nicht ausgeprägt ist, bleiben sie außen vor und fühlen sich abgehängt.
Manch einer mag sich fragen, ob Lesen in einer Welt, in der die Texte immer kürzer und Sprachnachrichten immer beliebter werden, überhaupt noch zeitgemäß ist. „Texte bleiben ein Schlüssel für das Verständnis der Abläufe im Alltag“, stellt die Geschäftsbereichsleitung klar. Und weiter: „Es wird in einer freien Demokratie erwartet, dass sich die Bürgerinnen und Bürger auch selbst kümmern und sich informieren und dies ist auch Teil der demokratischen Grundbildung. Sobald das Textverständnis nicht ausgeprägt ist, bleiben sie außen vor und fühlen sich abgehängt.“
Lesen und Schreiben sind Grundkompetenzen in unserer Gesellschaft und ein wichtiger Schlüssel zur Teilhabe. „Daher ist es wichtig, dass alle die Möglichkeit haben, dies zu erlernen und zu festigen“, betont Heike Bayer.
Geschichten gegen Einsamkeit
Hohenhameln, Niedersachsen
Wem ging es nicht auch schon einmal so: Das Buch ist ausgelesen, doch der Inhalt wirkt noch nach – und der Wunsch, sich darüber auszutauschen, ist groß. So war es auch bei einigen Besucherinnen und Besuchern des Begegnungszentrums der Generationenhilfe Hand in Hand in Hohenhameln, Niedersachsen. Besonders ältere, alleinlebende Personen genießen hier die Möglichkeit des geselligen Beisammenseins. Und können über das Bücherregal auch Literatur austauschen. „Weil der Austausch so rege stattfand, entstand die Idee, einen Bücherclub zu etablieren“, erzählt Regine Bewig.
Vor der Pandemie traf sich die Runde aus acht Lesenden einmal im Monat bei einer Tasse Kaffee und sprachen über das, was sie zuletzt gelesen hatten. „Im Lockdown fanden leider keine Treffen statt“, so die lesebegeisterte Ehrenamtliche. „Die eindeutige Meinung war, uns nicht per Internet auszutauschen – eine Leseratte muss das Buch fühlen.“ Der Kontakt wurde trotzdem gehalten, durch das Verleihen von Büchern untereinander. Nun, mit niedriger Inzidenz, soll der Buchclub wieder starten.
„Die Chance, die ich bei diesem Projekt für unsere Gesellschaft sehe, liegt darin, dass wir miteinander reden und Kontakt haben“, erzählt Regine Bewig. „Vielleicht können wir damit auch die Einsamkeit verdrängen.“
Auch die Nachfrage und die Sehnsucht nach weiteren Angeboten, die im Begegnungszentrum der Generationenhilfe Hand in Hand ausschließlich von Ehrenamtlichen koordiniert werden, wurden im vergangenen Jahr immer größer – und eine Erweiterung notwendig. Mit einer Förderung von rund 27.000 Euro konnten wir beim barrierefreien Ausbau der neuen Räumlichkeiten sowie deren Ausstattung unterstützen.
Mit Büchern Generationen verbinden
Templin (Uckermark), Brandenburg
Auch Roland Engel, Quartiersmanager im von uns mit 170.000 Euro geförderten Nachbarschaftszentrum „Stephanus vor Ort“ in Templin, hat mit dem Lesezirkel „Templiner Bücherwürmer“ einen Ort für Austausch und Miteinander geschaffen: „Die Idee des Lesezirkels entstand in Kooperation mit der Stadtbibliothek Templin“, so der Quartiersmanager. Das Projekt startete kurz vor dem zweiten Lockdown – nach Lockerung der Kontaktbeschränkungen soll es nun wieder aufgenommen und weiter ausgebaut werden. Ziel ist der Austausch von Büchern und geselliges Zusammensein mit Gesprächen über Gelesenes.
„Wir haben das Projekt ins Leben gerufen, um das Lesen in der Nachbarschaft zu erhalten“, erklärt Engel. „Zudem können sich Menschen zusammenfinden, die gleiche Interessen haben. Dadurch können Bekanntschaften und Freundschaften entstehen – auch über Generationen hinweg.“ Denn auch die jüngere Generation findet trotz Digitalisierung den Weg in die Stadtbibliothek Templin, die auch in Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Initiativen Kinder und Jugendliche frühzeitig an das Medium Buch heranführt. „In meinem ersten Gespräch mit der Bibliothek war ich überrascht, dass ihr Angebot tatsächlich von allen Generationen angenommen wird und diesen Trend wollte ich unterstützen“, so Engel.
Der Quartiersmanager ist überzeugt, dass ähnliche Projekte auch an anderen Orten etabliert werden können. „Wichtig ist“, sagt er, „dass man dies im Kollektiv mit verschiedenen Partnern wie Bibliotheken, Buchhändlern, Schulen, Jugendhäusern und anderen gemeinnützigen Trägern umsetzt. Das Interesse ist da, man muss die Menschen nur an der richtigen Stelle abholen.“
Lesestunde für mehr Miteinander
Köln, Nordrhein-Westfalen
Im Quartiersprojekt „Zu Huss im Veedel“ in Köln-Buchforst werden die Geschichten nicht nur in Form von Büchern ausgetauscht: Hier begegnen sich ältere Menschen aus der Nachbarschaft und der Seniorenwohnanlage regelmäßig im Nachbarschaftstreff „BuNT“ und lesen sich gegenseitig Texte verschiedenster Art vor. „Zu den Teilnehmerinnen zählen zum Beispiel eine Journalistin, die für verschiedene Zeitungen geschrieben hat, eine über 90-jährige Frau, die gern eigene Reiseberichte vorträgt und eine blinde Dame, die den Vorlesenden zuhört und sich im Gespräch beteiligt“, erzählt Quartiersmanager Manuel Nyßen. Er ist seit 2020 im Projekt tätig, das 2018 vom Zu Huss e.V. etabliert und von uns insgesamt mit rund 199.000 Euro gefördert wurde.
Was vorgelesen wird, ist den Teilnehmenden frei überlassen. „So wird mal ein Auszug aus einem Buch vorgelesen, mal ein selbstgeschriebenes Gedicht, Kindheitserinnerungen oder ein persönlicher Erfahrungsbericht“, so der Initiator der Aktion „Leserunde – Geschichtenstunde“. Verpflichtet, etwas vorzulesen, ist niemand: „Man darf auch nur zuhören.“ Aktuell findet die Lesestunde Corona-bedingt bei gutem Wetter im Innenhof statt.

Frau Wegner ist eine regelmäßige Teilnehmerin der Leserunde. Sie erinnert sich: „Einmal hat eine Frau von ihrer Kindheit erzählt und daraufhin von der Kindheit ihrer eigenen Kinder. Sie hat ganz persönliche Kindheitsgeschichten aus verschiedenen Zeiten in Einklang miteinander gebracht, das hat mir sehr gut gefallen.“ Manche Texte finde sie heute noch wertvoller als früher, doch auch vor Veränderung solle man sich nicht scheuen: „Jeder darf frei wählen, was er gern lesen möchte. Man sollte flexibel sein, mit der Zeit gehen und sich auch neuen Dingen öffnen.“
Schnelle Kommunikationsmittel wie Messenger-Dienste werden auch zunehmend von Seniorinnen und Senioren adaptiert und „das Internet scheint von einer Kurzmitteilungs- und Schlagzeilenkultur durchdrungen zu sein, sodass kurze Aufmerksamkeitsspannen beim Lesen eine zunehmende Tendenz zu haben scheinen“, sagt Manuel Nyßen. „Doch Lesen bietet weiterhin tiefgreifende Möglichkeiten, Berührungspunkte zwischen Menschen zu schaffen, indem Gedanken- und Gefühlswelten geteilt werden. Ich persönlich halte Lesen deshalb nicht nur für zeitgemäß, sondern für zeitlos.“
Die Lesestunde ist ein Angebot, dass Gemeinschaften und Freundschaften formen kann: „Eben dadurch, dass Erfahrungen geteilt werden, mit denen man sich zuvor vielleicht allein gefühlt hat“, so der Quartiersmanager und Soziologe. „Eine Lesegruppe bietet Raum für Themen, die im Alltag oft untergehen. So wird ein Gefühl der Zugehörigkeit gefördert.“ Gemeinsam auf literarische Reisen gehen – das stärkt den sozialen Zusammenhalt.
Zum nächsten Treffen wird Manuel Nyßen selbst ein Buch mitbringen: Rainer Maria Rilkes „Briefe an einen jungen Dichter“. Der Quartiersmanager begründet die Wahl seine Lieblingsbuches: „Seine Briefe haben für mich einen zeitlosen Wert. Vielleicht, weil sie in der heutigen, schnelllebigen Zeit wesentliche menschliche Lebensthemen aufdecken und mit Sorgfalt behandeln.“
Silbenwerkstatt für Kinder
Duisburg, Nordrhein-Westfalen
„Die Grundlage der gesellschaftlichen Teilhabe ist die Interaktion. Und die findet vor allen Dingen durch das Lesen, das Hören und Sprechen statt“, sagt Amadeus Sommer. Er ist sozialpädagogischer Mitarbeiter des livingroom – help youth grow e.V. Seit 2021 bietet der Verein in Duisburg, Nordrhein-Westfalen, außerschulische Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Seit Juni 2021 arbeitet er außerdem mit unserer Unterstützung (Fördersumme: rund 287.000 Euro) am Aufbau eines Zentrums für Kinder, Jugendliche und Familien.
Im Projekt „Silbenwerkstatt“ fördert der Verein Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren, denen das Lesen eher schwerfällt. „Oft verschlucken die Kinder Silben oder vertauschen Buchstaben“, berichtet Sommer. „Durch interaktiven und spielerischen Einsatz werden vor allem das Hören und Verstehen von Silben gefördert – und das stärkt wiederum die Rechtschreibung.“
Das Angebot sollte schnell und unbürokratisch Hilfe leisten, denn „freie und zeitnahe Förderplätze sind oft rar“, so der Sozialpädagoge. „Doch die Lese-Rechtschreib-Thematik sollte früh angefangen werden. Umso länger gewartet wird, desto schneller verfliegt die Motivation.“
Und tatsächlich: Die Silbenwerkstatt wird dankend angenommen – erst kürzlich wurde wieder eine neue Gruppe gestartet. „In den Hochzeiten der Pandemie fand der Kurs online statt“, erzählt Sommer. „Dabei waren dann auch die Eltern voller Einsatz im Programm dabei, was uns gefreut hat.“ Und die Ergebnisse lassen sich sehen: „Die Kinder verbessern sich größtenteils enorm. Diese Rückmeldung erhalten wir von den Eltern und Lehrkräften und sie zeichnet sich bedingt durch die Notenvergabe auch in der Schule wieder.“
An eine Situation im Rahmen des Projekts erinnert sich Amadeus Sommer besonders gern: „Im Rahmen einer der Einheiten brachten einzelne Kinder die Idee ein, eine eigene Geschichte zu schreiben. Sie fingen selbstständig damit an und trotz einzelner Rechtschreibfehler war hier zum einen ein Fortschritt erkennbar. Zum anderen war die Motivation so hoch, dass sie sich die Geschichten anschließend gegenseitig vorlasen. Das bedeutet eine enorme Überwindung und zeigt deutlich, dass sie sich durch die Ermutigung der Herausforderung stellen.“
Denn immer wieder komme es vor, dass Kinder sich schämten, wenn sie etwas vorlesen sollten. „Wir motivieren sie, es mit Spaß zu verbinden, um so die Freude am Lesen zu wecken und den Mut und den Selbstwert zu stärken.“
Begegnungsort Antiquariat: Schmökern und Schnacken
Hamburg
„Bücher sind ein sinnliches Erlebnis – und in einer zunehmend durchdigitalisierten Welt wird das immer wichtiger“, sagt Elias Honert. Er ist Fachanleiter im Buchhandel der Hamburger Rathauspassage. Dort unterstützt er unter anderem Menschen, die lange Zeit arbeitslos waren. In der Rathauspassage werden sie weitergebildet und auf dem Weg zurück in den regulären Arbeitsmarkt begleitet. Darüber hinaus ist sie auch ein Ort der Begegnung auf Augenhöhe für alle Hamburgerinnen und Hamburger.
Ein Angebot der Rathauspassage ist das Antiquariat – das mit seiner Auswahl auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist und wertgeschätzt wird. Derzeit befindet sich ein Großteil der rund 40.000 Bücher jedoch im „Exil“, denn der Begegnungsort unter dem Hamburger Rathaus wird derzeit nach mehr als 20 Jahren Betrieb umgebaut, unter anderem auch mit unserer Hilfe (Fördersumme: 94.000 Euro).
„Mit dem Beginn des Umbaus der Rathauspassage haben alle unsere Bücher in Wilhelmsburg eine neue Heimat gefunden“, berichtet Elias Honert. „Hier auf der Elbinsel tüfteln wir an neuen Upcycling-Ideen und widmen wir uns natürlich der Sichtung, sowie anschließenden Erfassung des neuen Sortiments für unser Antiquariat.“
Bücher laden uns stets zum Austausch und zum Gespräch ein und sind damit wichtige Brückenbauer zwischen Menschen.
Das Antiquariat wird von Angestellten mit den unterschiedlichsten sozialen Hintergründen und vielfältigen Biografien mitgestaltet. „Die Mitarbeit gibt manchen notwendigen Halt und Struktur, anderen gibt sie die Wertschätzung und schafft Erfolgserlebnisse“, erzählt Honert.
„Bücher laden uns stets zum Austausch und zum Gespräch ein und sind damit wichtige Brückenbauer zwischen Menschen“, ist er überzeugt. „Sie bieten Anlass für Gespräche zwischen Menschen, die sich sonst vielleicht nie begegnen würden“, ergänzt Geschäftsführerin Gudrun Stefaniak. Und das Angebot vor Ort ebbt nicht ab, denn die Hamburgerinnen und Hamburger versorgen das Antiquariat nahezu täglich mit Bücherspenden. „Ab und an erreichen uns postalisch sogar Buchpakete aus anderen Ecken der Bundesrepublik“, erzählt der Buchhändler.
Derzeit dauern die Umbauarbeiten der Rathauspassage noch an, im Winter soll sie dann wiedereröffnen – mit dem längsten, antiquarischen Bücherregal der Stadt und entsprechend vielen Möglichkeiten für Begegnungen, Gespräche und gemeinsame Erlebnisse. Bis dahin lädt das „Bücher-Exil“ ZINNBUCH in Wilhelmsburg die Menschen zum Stöbern und Verweilen ein. „Die besondere Lage auf dem Gelände der historischen Zinnwerke macht die Umgebung, gerade in den warmen Sommermonaten, zu einem beliebten Treffpunkt – und wir versorgen die Besucherinnen und Besucher dann mit Lesestoff“, sagt Elias Honert.
Themenwoche: Wie Lesen das Miteinander stärkt
In unserem Online-Magazin beschäftigen wir uns vom 21.-27. Juni 2021 mit dem Thema Leseförderung und der Frage, wie Lesen das Miteinander und die gesellschaftliche Teilhabe stärkt.
Dafür fragten wir bei Bundesbildungsministerin Anja Karliczek nach, welche Maßnahmen das Ministerium für die Leseförderung umsetzt. Außerdem sprachen wir mit von uns geförderten Projekten, die sich in diesem Bereich auf unterschiedliche Weise und für unterschiedliche Zielgruppen einsetzen. Wir werfen einen Blick in öffentliche Bibliotheken in Stadt und Land – und stellen die Frage: Wie haben sich diese entwickelt und wie möchten sie ihr Publikum in Zukunft erreichen? Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, gibt uns außerdem einen Einblick in die Entwicklung des Leseverhaltens und spricht darüber, welche Auswirkung diese auf unsere Gesellschaft hat und welche wichtige Rolle das kommunale Engagement in der Leseförderung einnimmt. Im Interview erfährst du außerdem mehr über den von uns unterstützten Deutschen Lesepreis, für den sich Projekte noch bis zum 30. Juni bewerben können.
Folge uns auch auf Instagram, um keinen Beitrag zu verpassen!
Lesen und lesen lassen: Wie Bücher Menschen verbinden
Diskutieren Sie mit!