Deutscher Engagementpreis überreicht: Christian Kipper hält Laudatio auf „Meet a Jew“

Am 3. Dezember wurde der Deutsche Engagementpreis verliehen. Der Dachpreis für bürgerschaftliches Engagement wurde in diesem Jahr zum ersten Mal komplett digital verliehen. Der Preis würdigt vorbildliche Beispiele freiwilligen Engagements in Deutschland. Wir unterstützten den Deutschen Engagementpreis seit 2015, zusammen mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Deutsche Bahn Stiftung.

Unser Geschäftsführer Christian Kipper hat in diesem Jahr die Laudatio auf das Begegnungsprojekt „Meet a Jew“ in der Kategorie „Demokratie stärken“ gehalten. “Meet a Jew” wird ausführlich hier in einem Interview und hier in einer Reportage in unserem Magazin vorgestellt. Der Wortlaut der Laudatio:

Preisverleihung Deutscher Engagementpreis am 3. Dezember 2020, Kategorie: Demokratie stärken, Laudatio für: Meet a Jew, Laudator Christian Kipper, Geschäftsführer der Deutschen Fernsehlotterie und der Stiftung Deutsches Hilfswerk: 

Einen schönen guten Abend aus Hamburg,

„Nice to meet Jew!“ Was für eine positive, Freude ausstrahlende Begrüßung! Das Begegnungsprojekt „Meet a Jew“ bringt mit einem Lächeln individuelle Einblicke in die Vielfältigkeit des jüdischen Lebens in Deutschland.

Die Ehrenamtlichen berichten auf Augenhöhe aus ihrem persönlichen Alltag. Alle Fragen sind erlaubt, ohne Scheu vor Vorurteilen und Wissenslücken. Die jungen Engagierten gestalten die Begegnungen auf ihre eigene Art: individuell und vielfältig.

Sie erzählen locker, am Gegenüber interessiert und abwechslungsreich, wie sie als jüdische Menschen leben. Gleichzeitig bauen sie Vorurteile ab und brechen Stereotype auf. Sie lassen uns verstehen, wo Klischees hingehören: Raus aus unseren Köpfen, rein in die Mottenkiste. Denn Klischees und Stereotype nehmen Menschen ihre Individualität, ihre Freiheit.

Bei „Meet a Jew“ engagieren sich teilweise sehr junge Menschen. Die jüngsten sind 14 Jahre alt. Sie exponieren sich öffentlich vor einer Gruppe ihnen unbekannter, oftmals gleichalter Menschen und werden dabei auch mit Vorurteilen konfrontiert. Sie wissen nie, wie das Publikum reagiert.

Mit einer enormen Energie erzählen sie aus ihrem Alltag und sprechen dabei auch über persönliche, herausfordernde Themen, wie etwa antisemitische Angriffe, die sie erlebt haben.

Denn Antisemitismus war nie weg. Für jüdische Menschen ist er Realität.

Die Engagierten von „Meet a Jew“ stellen sich der gesellschaftlichen Mammutaufgabe, Antisemitismus vorzubeugen. Dabei sollte es nicht die Aufgabe von Jüdinnen und Juden sein, Antisemitismus zu bekämpfen. Zu Recht könnten die Engagierten erwarten, dass jede und jeder in unserer Gesellschaft sich dieser Aufgabe annimmt.

2021 ist das Jahr, in dem wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern werden. Dies ist eine besondere Gelegenheit, über das Judentum zu sprechen und es in seiner Vielfalt und Bedeutung für unsere Gesellschaft sichtbarer zu machen:

Lassen Sie uns unsere Augen dafür öffnen, was uns die Ehrenamtlichen von „Meet a Jew“ mit ihrem Engagement zeigen:

Jüdisches Leben, das kann vieles sein – jung, alt, traditionell, modern, religiös, weltlich, nichts davon oder auch alles gleichzeitig.

Die Engagierten füllen diese Selbstverständlichkeit mit Leben – und stärken mit diesem besonderen Einsatz unsere Gesellschaft.

Es ist mir eine ganz besondere Freude und große Ehre, „Meet a Jew“ mit dem Deutschen Engagementpreis 2020 in der Kategorie „Demokratie stärken“ auszuzeichnen.

Herzlichen Glückwunsch!

Christian Kipper bei der Laudatio zu Meet a Jew

Die gesamte Preisverleihung kann man hier anschauen.

Die Preisträger 2020

Kategorie Demokratie stärken: Das bundesweite Projekt „Meet a Jew“ des Zentralrats der Juden in Deutschland mit Sitz in Berlin vermittelt ehrenamtliche jüdische Jugendliche und Erwachsene an Schulen, Universitäten oder Vereine für eine persönliche Begegnung auf Augenhöhe.

Kategorie Leben bewahren: Der „Wolfsträne e. V.“ aus Leipzig begleitet Kinder und Jugendliche auf ihrem persönlichen Trauerweg, wenn sie einen Elternteil oder ein Geschwisterkind verloren haben.

Kategorie Grenzen überwinden: Bashar Hassoun engagiert sich in Berlin für die gemeinnützige Organisation FREEARTUS. Ziel von FREEARTUS ist es, Menschen aus verschiedenen Kulturen mit den Mitteln der Kunst zusammenzubringen und geflüchteten Menschen Zukunftsperspektiven zu geben.

Kategorie Generationen verbinden: Der „Die Platte lebt e. V.“ aus Schwerin fördert die Stadtteilarbeit in den Schweriner Plattenbaugebieten und gibt dem sozialen und kulturellen Zusammenleben einen Ort.

Kategorie Chancen schaffen: Die Arbeit von „Gefangene helfen Jugendlichen e. V.“ aus Hamburg beruht auf zwei Säulen: Einerseits führt er Präventionsprojekte mit gefährdeten Jugendlichen durch, um ein Abgleiten in die Kriminalität zu verhindern, indem er sie mit dem Gefängnisalltag und den Lebensläufen von (ehemaligen) Inhaftierten konfrontiert. Andererseits unterstützen die Engagierten Gefangene bei der Resozialisierung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft.

Publikumspreis: Mit 9.600 Stimmen wurde das Projekt „Tommy Nicht Allein – die Kliniknannys“ der Universitätsmedizin Rostock auf den 1. Platz gewählt. Ein Krankenhausaufenthalt ist für Kinder eine oftmals plötzliche und manchmal sehr langwierige, in jedem Fall große Belastung. Die Medizin-Studierenden der Universitätsmedizin Rostock haben einen 24h/365-Telefonservice aufgebaut.